Elektro in Marrakesch: Wo Welten aufeinander prallen

Written by Alina Bensch, Berlin 12. August 2018

Monatelang haben wir uns Gedanken gemacht. Täglich gingen die Nachrichten zwischen meiner Freundin Sophia und mir hin und her: „Weißt du schon was du einpackst?“ „Keine Ahnung! Auf jeden Fall lange luftige Kleidung, damit man nicht zu viel sieht!“ „Aber es ist doch so heiß, Badeanzug oder Bikini?“

Endlich hatten wir gebucht: 12 Tage Marrakesch, inklusive dem elektronischen Oasis-Festival. Um auf Nummer Sicher zu gehen, buchten wir das „Adam Park Hotel“, welches eines der empfohlenen Hotels auf der Website des Festivals darstellte und nicht nur mit Komfort und leckerem Frühstück aufwarten sollte, sondern praktischerweise auf der Route des Shuttlebus-Service des Festivals lag. Ab Hannover, über Zürich, kamen wir gegen Abend an, sprangen noch einmal kurz vor Sonnenuntergang in den schicken Pool der Anlage und freuten uns auf die Tage die vor uns liegen würden.

Verrückt, wunderschön, laut, heiß, stickig, ruhig, dreckig, sauber, aromatisch… aber vor allem nicht annähernd so, wie ich es in Reiseführern oder Blogs gelesen habe: Müßiggang und Hektik geben sich in dieser Stadt die Klinke in die Hand. Die Altstadt Medina ist an Wundern und diversen Wunderlichkeiten kaum zu übertreffen. Auf dem Marktplatz und in den engen Gassen ist es tagsüber schon geschäftig, auch wenn man es in der flirrenden Hitze des Tages kaum lange aushält. In den Läden der Gassen sucht man nicht nur nach hübschen Lederwaren oder marokkanischer Kleidung, sondern zuallererst nach wohltuendem Schatten und vielleicht noch nach einem unglaublich guten Kaffee, den man in Marokko an jeder Straßenecke bekommt. Doch je später und kühler es wird, desto verrückter wird es: Akrobaten und Tänzer, Sänger und Geschichtenerzähler, Schlangenbeschwörer und Gewürzverkäufer, Henna-Künstler und Affen-Dompteure und alles was man sich sonst nicht ausdenken kann, sind auf dem Marktplatz anzutreffen und man weiß gar nicht so recht wo man als erstes hinschauen soll. Für schwache Nerven ist dies nichts, wird man doch nach spätestens 10 Millisekunden aufgefordert, für das Zuschauen auch ein paar Taler springen zu lassen und am besten man hält sich konstant an den Händen um sich in dem dichten Gedränge und Gewusel nicht zu verlieren.

Als Frau muss man sich dann selbstverständlich mit dem oder anderen Blick oder „charmanten“ Spruch zufrieden geben. Doch wer blond, 1,78m und schon durch Indien gereist ist, ist da natürlich Härteres gewohnt. Immer mit einer Hand an der Handtasche und einem Blick auf meine kleinere Freundin (Ja, ich habe einen wahnsinnigen Muttikomplex!) zogen wir unser Touri-Programm in den ersten Tagen Marrakesch natürlich vollends durch oder entspannten am Pool mit der einen oder anderen Massage im Spa-Bereich, nachdem wir morgens bereits zum fünften Mal zum leckeren Frühstücks-Buffet spaziert sind. Eingelegte Feigen und schmackhafte Datteln in rauen Mengen, heißer Minztee und frisch zubereitetes Omelett trugen ihren Teil dazu bei und würden uns immer wieder in dieses Hotel ziehen. So lässt es sich leben!

Wir hatten Marrakesch auf uns wirken lassen, waren angekommen und bereits tanzwütig. Das Oasis-Festival startete am fünften Tag nach unserer Anreise und wir waren bereit und neugierig. Doch darauf hatte uns keiner vorbereitet! Nicht nur, dass wir alle Sorgen in den Wind schießen konnten, was unsere Kleidung betraf (Huiuiui, was für knappe Tanzhöschen!), sondern wir fühlten uns innerhalb kürzester Zeit wie zwei Prinzessinnen, die dort angekommen waren, wo sie schon immer hingehörten. Da ich noch nicht allzu viel Erfahrung in der Electro-Szene und damit auch weniger mit Electro-Festivals hatte, unterlag ich der Befürchtung, dass das Festival eine nette Erfahrung, aber eher ein „nettes Dahinplätschern von Momenten“ hätte werden können. Doch innerhalb kürzester Zeit wurden wir Teil des Ganzen! Die Festivalbesucher waren, egal aus welchem Teil der Erde sie kommen mögen, ausnahmslos freundlich und zuvorkommend. Selten habe ich so viele schöne Menschen auf einem Fleck gesehen, egal ob Weiblein oder Männlein und einige Fashion-Statements habe ich mir in meinem fotografischen Klamotten-Gedächtnis direkt erstmal für Zuhause und die kommenden Festivals abgespeichert.

Die Festivalbesucher waren, egal aus welchem Teil der Erde sie kommen mögen, ausnahmslos freundlich und zuvorkommend. Selten habe ich so viele schöne Menschen auf einem Fleck gesehen, egal ob Weiblein oder Männlein.

Das Resort auf dem die Feier-Oase stattfand, war durchzogen von warmleuchtenden Girlanden, überall wachsen duftende Rosmarin-Sträuchern und in den versteckten Winkeln der verschlungenen Wege kann man unterschiedlichsten Aktivitäten nachgehen: Tagsüber vielleicht ein bisschen Yoga, danach ein erfrischender Sprung in den Pool, zur Stärkung ein paar Schnecken und einen zuckersüßen Minztee. Sobald die Nacht hereinbricht, gönnt man sich ein paar Cocktails auf der Dachterrasse mit Blick auf das Festival, bevor man sich letztendlich in der Menge, der Musik und dem Moment verliert. Und wenn man von alledem genug hat, kann man sich in einer der wunderbaren (aber auch furchtbar teuren!) Food and Drinks-Areas niederlassen, ein bisschen marokkanische Eiscreme löffeln und seine neuen Freunde von überall auf der Welt besser kennenlernen. So eine Reise wie diese ergibt dann gerne mal zehn neue Reisen, weil die ganzen „neuen besten Freunde“ auch besucht werden wollen. In Ägypten, den USA, England, Frankreich, den Niederlanden usw. erwartet man uns nun schließlich!

Alles in allem ist das Oasis-Festival und Marrakesch im Allgemeinen mehr als nur eine Reise wert und ich werde wiederkommen. Inshallah!

 

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