Vegan in Tel Aviv Teil 1: Frühstück geht immer!
Kaum eine Landesküche ist so vegan-freundlich wie die Israelische. Und kaum eine Stadt hat so viele vegane Restaurants wie Tel Aviv. Über 400 hat The Independent im vergangenen Jahr gezählt – sorry Berlin, du bist raus. Dazu noch eine Strandpromenade direkt an der City, wo man sich nach dem Feiern die heiß-getanzten Füße abkühlen kann, eine arabische Altstadt (Jaffa) inklusive atemberaubendem Blick über Tel Aviv und 0% Regenwahrscheinlichkeit von Juni-August. Für vegan-lebende, sonnenhungrige Techno/Mode/Kunst-Freund*innen ist Tel Aviv erste Wahl.
Zwei Jahre ist es her, dass ich das erste Mal in Israel war, und es war Liebe auf den ersten Biss. Denn obwohl es natürlich traditionelle jüdische Gerichte gibt (im Kern geht es hier um die koshere Zubereitung), ist israelisches Essen Fusionfood im wahrsten Sinne des Wortes. Osteuropäische und arabische Einflüsse haben ihren Weg auf israelische Teller genauso gefunden wie die aus Österreich, Vorderasien oder sogar Spanien.
Ich muss zugeben, das Essen, die Bars und Restaurants und ihre Vielfalt und Qualität haben ihren Teil dazu beigetragen, dass ich jetzt anfange, hebräisch zu lernen und meine Freund*innen in Tel Aviv darauf vorbereite, mir für mehr als eine Woche ihre Couch freizumachen. Klassiker wie frische, heiße Falafel in warmem Pita mit Tomaten und Tahina, cremiger Hummus, wie ich ihn nur bei Hummus&Friends in Mitte jemals wieder gegessen habe, ofenwarme Böreks mit Mixed Pickles, frisch gepresste Granatapfel-Möhren-Säfte, Smoothies, Blaklava und und und gibt es praktisch an jeder Ecke.
Aber auch japanische Ramen, Pizza, Eiscreme-Sandwiches, Bowls, Pasta oder Kuchen bekommt man in Tel Aviv problemlos vegan, oft auch glutenfrei. Vor allem, was glutenfreie Optionen angeht, ist Tel Aviv anderen Städten um Längen voraus. Es gibt sogar eine Bäckerei, die glutenfreie Pita herstellt.
Aber der Reihe nach.
Wer in Tel Aviv vegan frühstücken (und zu allen anderen Tageszeiten hervorragend vegan essen) will, kommt nicht um das Café Anastasia herum. Und weil essen zu zweit mehr Spaß macht, habe ich mir meinen guten Freund Yaar eingepackt und habe mich mit ihm auf der sonnigen Terrasse für ein ausgiebiges Frühstück niedergelassen, nachdem wir einen Spaziergang durch die Stadt gemacht hatten. Wir haben uns entschieden, zwei verschiedene Gerichte zu bestellen und zu teilen (obwohl das mit meinem ausgeprägten Futterneid eigentlich immer für Spannungen sorgt).
Da die Portionen aber groß und reichhaltig genug sind, ging es. Zum einen bestellten wir das Open Breakfast: Hausgemachtes Brot mit verschiedenen, ebenfalls hausgemachten Aufstrichen (Aioli, Pesto,Tahina, Haselnussbutter, Hüttenkäse, Hummus), Omlette und Gemüse und zum anderen Roasted Mushrooms, die auf einem Bett aus gelbem Erbsenpüree serviert wurden. Als Nachtisch (ja, Nachtisch beim Frühstück! It’s a thing!) haben wir uns ein Stück Käsekuchen mit Joghurttopping und Beerensoße geteilt. Es gab zum Erstaunen aller keine Verletzten.
Der zweite, etwas weniger bekannte Frühstücksspot ist das Meshek Barzilay in Neve Tzedek. Die Nachbarschaft, die bekannt ist für ihre verwinkelten Gassen und ihre roten Ziegeldächer, beherbergt eins der schönsten Cafés, in dem ich jemals in Tel Aviv war. Auch hier haben wir einen Platz auf der Terrasse ausgewählt, im Schatten der Bäume, die das Café umsäumen.
Da ich persönlich ein großer Fan von Daydrinking bin (don’t judge me), haben wir erst mal eine Runde Mimosas bestellt (ein Cocktail gehört hier zum Royal Couple Brunch dazu, again, don’t judge us) und dann wurde der Tisch gefüllt: Warmes Brot, Shakshuka, Kaffee, hausgemachte Aufstriche wie veganer Käse und Marmelade, dazu israelischer Salat (Gurken und Tomaten mit Zitronensaft, Olivenöl und Kräutern) und kleine süße Häppchen zum Abschluss – Nachtisch zum Frühstück, ich sage es euch.
Nachtisch beim Frühstück! It’s a thing!
Wer zu Shabbat in der Stadt ist, sollte auf jeden Fall das Viertel Kerem Ha Teimanim um den Shuk Ha’Carmel besuchen und sich dort ein traditionelles, jemenitisch-israelisches Fastenfrühstück gönnen. Da meine Freunde fast alle in der ehemaligen jemenitischen Nachbarschaft leben, war die erste Mahlzeit meines Urlaubs Jachnun, ein schlichter Teig aus weißem Mehl, Zucker und Margarine, quasi Filoteig, der ausgerollt und gefaltet für 10 Stunden gekocht und dann mit scharfer Soße (Skhug) und einer Art milder Tomatensalsa serviert wird, super fettige Finger inklusive. Für Allesesser gibt es dazu noch hartgekochte Eier. Die sauren Tomaten, die scharfen Gewürze in der dunkelgrünen Skhug und die eingelegten Gurken, die es fast überall als Beilage gibt, harmonieren perfekt mit dem milden und leicht süßlichen Geschmack der Jachnun. Wer will, kann direkt im zum Gastraum umgebauten Wohnzimmer der Familie essen, die das Jachnun zubereitet und verkauft. Da wir es aber nicht weit ins eigene Wohnzimmer hatten, sind wir lieber mit mehreren vollgepackten Tüten zurück nach Hause. Jachnun wird an vielen Stellen in der Stadt serviert, probiert euch durch.
Nur ein paar Meter die Straße rauf ist Pepo Burekas, ein türkischer Börekladen, der auch zwei vegane Sorten Börek führt – einmal Spinat und einmal Kartoffel. Auch hier gibt’s wieder Tomatensalsa, mixed pickles und Tahina zum dippen, und das obligatorische Ei, was man natürlich auch weglassen kann. Dazu trinkt man am besten entweder einen erstklassigen türkischen Kaffee mit Kardamom oder, später am Tag, eine Zitronenlimo mit Arak, einem israelischen Anisschnaps, der ähnlich (aber viel besser) als Ouzo schmeckt. Der von meinem guten Freund Yaar geführte Laden veranstaltet außerdem regelmäßig kleinere Livekonzerte, Jamsessions oder wie zu Purim – dem jüdischen Karneval – auch mal die riesige Abrissparty inklusive DJ auf dem Balkon im ersten Stock.
Generell bietet Kerem Ha Teimanim kulinarische Höhepunkte an fast jeder Ecke. Alle Cafés haben vegane Optionen, vom Israelischen Salat über knusprige Sandwiches mit Hummus und Gemüse bis hin zur Müslibowl mit frischem Obst. Wenn auf der Karte nichts steht, das euch zusagt, fragt einfach nach, und ihr bekommt eine spontane Kreation zusammengestellt. Und setzt euch auf jeden Fall im Yom Tov in den ersten Stock an die offene Küche und genießt den israelischen Gastro-Trubel.
Was für mich als ausgeprägte Kaffeefreundin an Israel wirklich problematisch ist, ist der Americano, der hier statt Filterkaffee getrunken wird. Verdünnter Espresso in winzigen Tassen ist nichts für jemanden, der seinen Kaffee eigentlich aus Eimern trinkt. Was unsere Frückstücke (ja, das ist der korrekte Plural) aber nicht weniger gut gemacht hat.
Kleiner (überlebenswichtiger) Insidertipp für alle Kaffee-Junkies: schaut mal bei WayCup Coffee vorbei. BESTE!
In Teil 2 geht es um alles, was man nach dem Frühstück essen kann, stay hungry <3
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