Welcome to the Mothercity: Ein Trip nach Kapstadt
Südafrika ist schon seit jeher Sehnsuchtsland vieler Reisender: Das Land am Kap besticht durch diverses kulturelles Erbe, vielseitige Gastronomie und eine Landschaft, die schöner ist, als man es sich in seinen kühnsten Träumen vorstellen kann. Südafrika ist auch Land der Zerrissenheit mit einer ebenso schmerzhaften wie grausamen Vergangenheit, die sich bis heute in vielen Eigenheiten des Landes wiederspiegelt. Kapstadt, die Mother City, ist dabei Topziel eines jeden Südafrikabesuchers. Ich persönlich bin weitaus mehr von Johannesburg fasziniert, von seinen bunten Straßen, seiner lebhaften Musik- und Modeszene und seinen authentischen Vierteln mit viel Seele. Es ärgert mich immer wieder, wenn ich Südafrikareisende höre, die die Standards abgeklappert haben und Neulingen empfehlen, in JoBurg maximal einen Transitstop zu machen; „da gäbe es nichts zu sehen“ und überhaupt sei „die Stadt gefährlich und nicht vergleichbar mit Kapstadt“. Mag sein, soll vielleicht auch so sein. Wer meint Barcelona oder gar Mallorca sei Spanien, würde vielleicht auch davon abraten nach Madrid zu reisen.
Kapstadt war für mich immer mehr eine europäische Großstadt und nicht das echte Afrika – natürlich Meltin Pot aber auch heute noch beherrscht von den Weißen, die hier nach wie vor Superior sind und sich leider vielerorts auch so aufführen. Dennoch kann man ihr ihren verführerischen Charme und ihre atemberaubenden Einzigartigkeit kaum absprechen. Johannesburg mit seinem chaotischen Durcheinander weckt eine liebevolle Art von Zuneigung und Begeisterung, lässt eintauchen in eine afrikanische Kultur, in der Alt auf Neu trifft und die Menschen sich ihre Viertel zurückerobern, wo Kunst, Kultur und Mode des ursprünglichen Südafrikas mit den neuen Strömungen der hippen Südafrikaner verschmelzen und wo junge Kreative und Influencer aus den Townships zu Trendsettern werden, wohingegen Kapstadt vor allem durch Perfektion, High End und Hipster Kulinarik und ein Saubermannimage besticht. Jedes Feature der Stadt am Kap ist so perfekt, so durchdacht und bis ins letzte Detail beeindruckend, dass man nicht anders kann, als sie zu lieben.
Die Flugverbindungen nach Kapstadt sind vielfältig: Für uns geht es entspannt mit Condor via Direktflug ans Kap. Gut neun Stunden Flug und schon ragt vor dem Fenster der majestätische Tafelberg, Wahrzeichen und Ausflugsziel Nummer eins, empor. An klaren Tagen bewundert man ihn glitzernd in seiner vollen Pracht, bei Wolken zeigt sich seine imposante Spitze neckisch durch das fluffige Wolkenmeer und lässt die Schmetterlinge im Bauch – ob man will oder nicht – aufgeregt flattern.
Vorab: Südafrika hat natürlich deutlich mehr zu bieten als die beiden Metropolen Kapstadt und Johannesburg! Spannende Safaris auf der Suche nach den Big Five, kulinarische Höhepunkte und jede Menge wunderbaren Wein in der Idylle von Franschhoek und Stellenbosch, Whale Watching in Hermanus – die Liste ist ewig lang. Einen kleinen aber feinen Eindruck in die Möglichkeiten des Landes am Kap gibt euch unser Video <3 Seht selbst:
Die Blackheath Lodge besticht mit Liebe zum Detail und ist der perfekte Ausgangspunkt, um Kapstadt zu entdecken.
In Kapstadt selbst kommen wir zuerst in der Blackheath Lodge unter. In einer der engen Gässchen am Hügel gelegen befindet sich das kleine, feine Boutiquehotel, das durch niedliche Zimmer mit viel Liebe zum Detail und eine sympathisch verwinkelte Anlage um einen kleinen azurblauen Pool besticht. Wir werden hier herzlich empfangen und dürfen sofort das leckere Frühstück testen, das es ab jetzt jeden Morgen gibt.
Südafrika selbst empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein, es ist ein bisschen windig, aber die Luft riecht nach Meer – und nach so viel mehr!
Wir erkunden die Stadt mit dem Uber. Ein Wermutstropfen an einem Besuch in Südafrika ist noch immer, dass viele Teile der Großstädte nicht ganz ungefährlich sind und man deswegen besser nicht allein zu Fuß unterwegs ist. Mit Uber funktioniert das aber alles ganz ausgezeichnet, man ich schnell überall da wo man sein will und sollte und kommt mit den netten Fahrern schnell ins Gespräch. Ich selbst sehe Uber kritisch, weil es den Markt für die herkömmlichen Taxifahrer zerstört und seine Fahrer mit geringen Gehältern abspeist. Die Preise in Südafrika für eine Uber-Fahrt sind unschlagbar günstig, weswegen wir jedem Fahrer ein ordentliches Trinkgeld geben, damit die Fahrten wenigsten halbwegs rentabel sind.
Kapstadts Strände sind schnell zu erreichen und laden im Sommer zum baden und natürlich surfen ein, im Herbst bieten sie immer noch Badepotenzial, sind aber auch die perfekte Anlaufstelle für Kayakausflüge oder Strandritte – zwei Programmpunkte, die wir gleich mal ausprobieren.
Auf einem Pferderücken am Strand entlang zu traben, ist ja sowieso schon so ziemlich der Inbegriff von Freiheit – das bei der Kulisse, schlägt dem Fass positivst den Boden aus. Ja, es sieht ein bisschen lustig aus – vor allem die Größenunterschiede, dem Spaß und dem Freiheitsgefühl tut das keinen Abbruch.
Mit unserem Freund Alfred, der in Sommerset lebt, und seinen beiden Hunden Asha und Vanilla machen wir aus einer Mittagspause kurzerhand eine Kayaktour. Und auch das ist Kapstadt: Spontan sein, die Perfektion dieses Ortes an seiner eindrucksvollen Küste nutzen und anstatt Lunch einfach mal eine Runde paddeln. Hach, das wünscht man sich doch: Entspannt in einem Kayak mit Blick auf eine tolle Kulisse und der Sonne im Nacken die Mittagspause verbringen. Könnte das Leben nicht immer so sein?
Paradox dass Südafrika generell immer wieder ein Gefühl von Freiheit triggert, waren seine Bewohner doch Jahrzehnte lang alles andere als frei – ein Aspekt, den man auch als Tourist nicht vergessen sollte. Und auch schwer ausblenden kann: Vielerorts ist der Unterschied von Schwarz und Weiß und auch Rassismus immer noch zu spüren und zu sehen.
Kein Kapstadtbesuch ohne eine Stippvisite auf dem Tafelberg. Das geht einfach und bequem per Cable-Car. Wir sind mal so sportlich und wagen den 5 bis 6-stündigen Aufstieg auf Skeletton George, gestartet wird dafür in den atemberaubenden Kirstenbosch Botanical Gardens. Was soll ich sagen? Ich als unsportliche Anfang 30erin mit Wohnung im Erdgeschoss komme ganz schön ins Schwitzen. Ausgerechnet am Tag unserer Wanderung sind solide 31 Grad wohingegen es sonst angenehme 22 bis 25 Grad waren. Nun ja, wir sind ja nicht aus Zucker und oben angekommen, weiss ich: Dieser Ausblick entschädigt für jede Strapaze. Wow! Kapstadt, ich mag vielleicht JoBurg lieber, weil es so chaotisch, kreativ und unperfekt ist, wie ich es eben liebe. Aber manchmal, manchmal muss man eben auch die Perfektion genießen, die einige Orte in sich haben. Und Kapstadt vom Tafelberg aus ist das, wofür das Wörtchen Perfektion geschaffen wurde.
Alle Bilder von Marvin Schoenberg.
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