Berlin kulinarisch: Ob Sterneküche, Casual Fine Dining oder Dönerbude – die Hauptstadt kann alles

Written by Maren Merken, Berlin 16. Januar 2020

Hach, Berlin. Die Hauptstadt. Einzige Metropole Deutschlands. Sie wird von vielen gehasst –und von mindestens ebenso vielen heiß und innig geliebt; von denen die hier wohnen, die gern würden, solchen, die immer wieder zu Besuch kommen oder denen, die nie hier waren, aber Berlin zum Sehnsuchtsziel erkoren haben. Denn sie ist so vieles; laut, dreckig, hektisch, vielseitig, tolerant, atemberaubend anders und wunderbar, trotz Berliner Kodder-Schnauze, Servicewüste und Anonymität – oder gerade deswegen. Divers und besonders sind nicht nur die Bewohner, sondern auch ihre Gastro-Landschaft. Essen– das ist Genuss, Ausprobieren und Lieben und Leben und zwar überall: Ob an der Köfte-Bude an der Ecke in Neukölln, im Sternerestaurant in Mitte oder dem veganen Hipstercafé im Wedding. Spoiler vorab: Ein Artikel reicht lang nicht, um auch nur einen Bruchteil der kulinarischen Hauptstadt abzubilden. Maximal ein paar Tipps für den nächsten Besuch.

Zum Beispiel bei sizilianisch-mexikanischem Fusionfood im Bergmannkiez. Klingt komisch? Ich war auch skeptisch, als ich Antonello‘s Cevicheria & StreetFood das erste Mal besucht habe: Ceviche und sizilianisches Streetfood – wie geht das zusammen? Super gut, weiß ich jetzt. Das gemischte Doppel (Sie Mexikanerin, er Sizilianer) serviert typisch sizilianische Häppchen und eine tolle Auswahl an Ceviche. Wer Koriander nicht mag, kann sich die Ceviche auch mediterran anmachen lassen: Mit Zitrone, Petersilie und Chili. Wird mein Stammladen. Promised.

Man kann Berlin viel nachsagen, aber eines nicht: Dass man hier nicht gut essen kann. In der Hauptstadt kann man mindestens genauso gut Falafel probieren wie exquisite Sterneküche. Und: Man braucht dafür kein Vermögen!

Brauhausküche ist zu traditionell? Dann ward ihr noch nie im Brlo Brwhouse im Kreuzberger Gleisdreieckpark! Im schwarzen Containerbau mit riesigem Biergarten serviert das Team rund um Ben Pommer Brauhausküche 2.0 – und das in jeder Hinsicht. Der Fokus liegt auf vegetarischer Küche mit Twist und zwar als Sharing Plates begleitet von selbst gebrautem Craftbier der Brlo-Gruppe. Mein All-Time-Favorit? Im Ganzen gegarter Blumenkohl mit Pale-Ale-Kruste und wilder Brokkoli mit Ricotta und fermentierten Radieschen. Alles andere schmeckt aber auch toll – wem das Fleisch fehlt, der ordert es einfach extra dazu: Alles bio, alles gut. Tipp: Geht mit Freunden hin und bestellt das große Menü – Casual Fine Dining erster Klasse.

Haute Cuisine für den kleinen Geldbeutel? Geht hervorragend mittags im Le Faubourg gleich am Ku’Damm. Und ja, es lohnt sich verdammt noch mal dafür in den Westen zu fahren. Mittags überzeugt das Le Faubourg auf gleichem Niveau wie abends, nur eben mit einem zwei- bzw. dreigängigen Mittagsmenü inklusive Wasser und Kaffee zum Spottpreis (21/25 Euro). Ich liebe die Art of Plating, die hier an den Tag gelegt wird, und dazu schmeckt es noch ganz und gar wunderbar. Ich könnt schon wieder!

Wir springen nach Neukölln – in eine andere Welt: Ins Azzam auf der Sonnenallee. Libanesische Großfamilien futtern in dem Traditionsimbiss neben Berliner Studenten und der Rentnerin von Nebenan; es ist so herrlich laut und lebhaft, dass man denken könnte, man sei in einer Falafelbude ganz weit weg gelandet. An der Theke bestellt und bezahlt, brüllen die Köche schon bald das Bestellte durch den immer vollen Gastraum. Für ein paar Euro gibt es üppige Teller voll von orientalischen Köstlichkeiten, dazu dünne Teigfladen, Sesamsauce und kostenlosen Tee. Bestellt nicht zu viel, von einem Gericht werden mindestens anderthalb Personen satt.

Ihr wollt Berliner Küche in fancy? Auf nach Mitte. Im Peter Paul werden typische deutsche und Berliner Spezialitäten serviert – und zwar in Tapasgröße! Gut gewürzte Berliner Buletten, Blutwurst mit Apfel, Ochsenschwanzbrühe und Kartoffelpüree; was hier so gut bürgerlich klingt ist auf den Punkt genau abgeschmeckt und wird in einer angesagten Einrichtung an stylischen Tischen verspeist. Ein Blick auf die Weinkarte lohnt sich ungemein: Viel Deutsch, viel Reichsrath von Buhl, viel Molitor – mein Herz schlägt höher.

Dieser Beitrag ist zuerst im LOOXX Magazin erschienen.
Fotos von Maren Merken und Marvin Schoenberg.

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